Mamas im Supermarkt

Mütter rennen im Supermarkt meist ziemlich betriebsblind durch die Gegend. Entweder sind wir wahnsinnig gestresst, weil der holde Nachwuchs gerade schlechte Laune hat, brüllend auf dem Boden liegt oder im Supermarkt beängstigend durch die Regale flitzt, so dass man mental schon zerbrochene Flaschen zusammenzählt und kunstvolle Warentürme wieder aufbaut. Oder man ist gerade so glückselig mit seinen Kindern, dass man wie ein Honigkuchenpferd grinsend durch die Gänge watschelt und keinen Menschen außerhalb seines Mama-Kind-Kosmos wahrnimmt.

Zumindest geht mir das oft so.

Und dann unternimmt auf einmal jemand einen Versuch, in diese Bubble einzubrechen.

Begegnungen im Supermarkt

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Ich kam gerade frisch erblondet vom Friseur und fühlte mich wieder wie ein Mensch. Im Supermarkt flitzten die Mädels fröhlich kreischend um das Zeitungsregal und wollten unbedingt eine Zeitschrift. Oder ein Malbuch. Oder doch lieber eine andere Zeitung. Oder Süßigkeiten.

Als Marie fast einen Mann umgerannt hatte, sprang dieser zur Seite und sprach mich an: “Da muss man aber ganz schön aufpassen, dass man hier nicht unter die Räder kommt!” – “Ja, die Kleine achtet noch nicht so auf ihre Umwelt”, grinste ich entschuldigend. Und wandte mich wieder den bunten Zeitungscovern zu. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders: Es musste doch möglich sein, die beiden Mäuse von den beiden Kinderzeitschriften zu überzeugen, die ich innerlich bereits für sie ausgesucht hatte.

Meint der wirklich mich?

Da räusperte sich der Typ wieder. Ich blickte auf, und er fragte mich grinsend: “Na, ist die Mutter denn alleinerziehend?” Ich glaube, ich habe ihn angeguckt wie ein Auto. Ich bin schon an allen möglichen Orten dieser Welt angesprochen worden, aber im Supermarkt, im Beisein meiner Kinder war diese Frage eine echte Premiere. Während ich noch so glotzte, schossen mir ein paar geeignete Antworten durch den Kopf. “Noch nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden”, oder “Ich bin nicht alleinerziehend, aber ein paar Bekannte von mir”. Ich brachte dann aber doch nur ein geistreiches “Nein, ist sie nicht”, heraus.

Er antwortete noch “Schade” und zog von dannen. Highlight an dieser Geschichte war übrigens mein Mann, der etwa 2 Meter entfernt stand und von alldem N-I-X mitbekam. Klar, wer ständig an seinem Handy rumfummelt, kriegt im Zweifelsfalle nicht mit, wenn die eigene Frau – oder eigentlich sogar die ganze Familie – von einem fremden Mann angesprochen wird.

Mein Fazit: Zu der Friseurin gehe ich jetzt öfter. 😉

Epilog:

Lieber Mann im Supermarkt,

vielen Dank dafür, dass du mich angesprochen hast. Allein, dass du es in Erwägung gezogen hast, eine Frau mit 2 kleinen Kindern zu daten, macht dich zu einem der sympathischsten Männer, den ich in letzter Zeit getroffen habe. Falls ich irgendwie doof reagiert habe, tut mir das Leid. Ich war einfach nur so verblüfft, dass es in der Außenwelt Leute gibt, die mich nicht nur als Mama sehen. Das war tatsächlich ein Novum. Irgendwann wird dir sicher die Richtige über den Weg laufen. Ob alleinerziehend oder nicht, ob mit oder ohne Kind.

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