no way

1. Ich möchte mein Kind aufwachsen sehen. Ich finde es unsinnig, ein Kind lediglich in die Welt zu setzen. Ich möchte für das Kind da sein, es bemuttern, sehen, wie es aufwächst, volljährig wird, welchen Lebensweg es einschlägt. Ich möchte nicht, dass mein Kind frühzeitig mit eventuellen Krankheiten von mir belastet wird oder mich vielleicht sogar pflegen muss. Dass ich sterbe, wenn das Kind noch ganz klein ist. Klar kann auch eine 20-jährige Mutter jederzeit einen Unfall haben oder krank werden.

2. Ich möchte Oma werden. Ich möchte nicht als Oma noch ein Kind kriegen. Wenn ich als 65-Jährige Mutter werden würde, wäre ich 83, wenn mein Kind volljährig werden würde. Dreiundachtzig!!

3. Ich möchte mit meinem Kind herumtoben. Selbst die fitteste Seniorin kann nicht mit jüngeren Eltern mithalten. Radfahren lernen, um die Wette rennen, das Kind rumtragen, es zu Sportveranstaltungen begleiten und alles andere, was Kinder gerne machen. Wie soll ich mit 70 Jahren einem 5-jährigen Kind gerecht werden?

4. Ich werde Einsamkeit nicht durch Kinder füllen. Nicht umsonst hat die Natur einen Riegel vorgeschoben. Nicht umsonst existieren in Deutschland Gesetze hinsichtlich künstlicher Befruchtung, die auch zum Schutz des ungeborenen Lebens gelten und meiner Meinung nach sehr sinnvoll sind. Wenn ich alt und ggf. auch einsam bin, kann ich ein Tier umsorgen oder andere Hobbys suchen. Aber ich werde nicht so selbstsüchtig sein, dies auf dem Rücken eines armen Babys auszutragen. Versprochen! (Note to self: Wiedervorlage des Artikels am 65. Geburtstag)

5. Die Kinder sollen unbeschwert aufwachsen. Natürlich gäbe es einen Medienrummel, wenn ich in dem Alter noch ein Kind austragen würde. Meine 5 Minuten Ruhm! Darauf verzichten, dass mein Leben durchleuchtet wird? Dass das Kind schief angesehen, in der Schule wegen der alten Mutter gehänselt wird und mit Sicherheit regelmäßig in den Medien zu sehen sein wird? Die Antwort ist: Ja. Hier tritt wieder Punkt 4 in Kraft. Ich werde nicht so selbstsüchtig sein, und mein Kind dafür leiden lassen, dass ich kamera- und kindergeil bin. Was ich ja nicht bin, da ich sonst… Ihr wisst schon.

6. Freunde und Freundinnen. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, mit 70 bei anderen Müttern zu sitzen, die mit Anfang 20 gerade ihr erstes Kind bekommen haben, und unseren Kindern beim Spielen zusehen. Will das überhaupt jemand der jüngeren Mütter? Oder würden sie durch Vorurteile und Unverständnis einen Bogen um unsere Familie machen, die Kinder ausgrenzen? Würden wir als “asozial” verschrien werden?

7. Ich hab ja schon 2 Kinder. Klar bin ich eine absolute Expertin in der Kindererziehung. Klar würde ich auch als späte Mutter die reinsten Engel zur Welt bringen. Nichtsdestotrotz wollen diese umsorgt und behütet werden. Was ich aber nicht garantieren kann, wenn mein Körper sich vermutlich kaum von der schweren Geburt erholt. Wenn ich mein Kind kaum die Treppe hoch tragen kann.

8. Wie reagieren die Geschwister? Wie würden die Geschwister reagieren, wenn ihre neue Schwester/der neue Bruder jünger ist als ihr eigenes Kind? Oder verlegen wir die Situation doch auf meine Mutter und ich. Wie ich reagieren würde, wenn ich mit 42 Jahren noch ein Geschwisterchen kriegen würde? Öhm… fassungslos. … Fände ich es gruselig? … JA!

9. Finanzielle Situation. Switchen wir wieder um auf mich. Ich bin also 65, in Rente und soll für ein Kleinkind aufkommen. Für eine gute Schulbildung sorgen, Kurse finanzieren und Führerschein, Ausbildung oder Studium ermöglichen. Plus die vielen anderen kleinen und großen Wünsche, die Kinder haben. Mir ist schleierhaft, wie ich das alleinerziehend und nur mit Rente ermöglichen soll.

10. Schlafmangel.  Darf ich meiner Oma glauben, so benötigt man im Alter weniger Schlaf. Hey, ich glaube, ich habe tatsächlich einen Punkt gefunden, der Senioren einfacher fallen würde: das nächtliche Aufstehen! Nimmt man da noch den Vorteil der eventuellen leichten Schwerhörigkeit hinzu, die Kindergebrüll erträglich machen könnte, könnte man diesen Artikel fast als Plädoyer für eine späte Schwangerschaft missverstehen.

10. Auch Väter mit 65 sind zu alt. Nicht, dass ihr mich falsch versteht. Ich finde, dass sowohl Männer als auch Frauen mit 65 Jahren kein Kind mehr bekommen sollten. Der Altersfaktor (Mitte 80, wenn das Kind volljährig wird) gilt schließlich auch für Männer, auch wenn die – dem Klischee entsprechend – natürlich gerne deutlich jüngere Frauen beglücken. Diese Meinung revidiere ich gerne, wenn die Menschen irgendwann mal 150 Jahre alt werden können. Dann ist ein Kind mit 65 natürlich dufte (… und 16 Geschwister auch)!

Dieser Bericht wurde natürlich durch die aktuelle Berichterstattung in den Medien angeregt und beschreibt meine nicht repräsentativen Vorbehalte, selbst mit 65 Jahren schwanger zu werden. Grundsätzlich gilt für mich gerade im Bereich von Familien der Grundsatz “Leben und leben lassen”, weil ein Weg für mich zwar der richtige, für andere Familien aber völlig falsch sein kann. Manche Dinge sind mir jedoch unverständlich, und diese Geschichte gehört dazu. Trotzdem soll jeder das tun dürfen, was er für richtig hält. Genauso wie einige ein Handeln verurteilen, wird es auch immer andere geben, die dasselbe Handeln unterstützen. Leben und leben lassen. Ich arbeite daran.

Unverständlich ist mir jedoch, warum die künstliche Befruchtung in Deutschland Gesetzen unterliegt, die ganz einfach durch eine künstliche Befruchtung im Ausland umgangen werden können. Offensichtlich straffrei, da die medizinische Betreuung nun ja wieder in Deutschland erfolgt. Da könnte man diese Gesetze doch auch in Deutschland abschaffen.

Was haltet ihr von einer Schwangerschaft mit 65? Nutzt gerne die Kommentarfunktion für sachliche Kommentare oder die anonyme Abstimmung. Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen.

Bildcredits: Wolfgang Weichenmeier  / pixelio.de