Kennt ihr den Comic, in dem die Eltern bei der Entbindung nach dem Geschlecht des Kindes fragen, und der Arzt antwortet: “Es ist ein Arschlochkind!”? Das mag sehr spaßig sein, aber ich bin sicher, dass Kinder nicht von Geburt an Arschlochkinder sind. Sie werden dazu gemacht. Von ihren Arschlocheltern.

Die Gattung der A-Eltern zeichnet sich in der Regel durch völliges Desinteresse am eigenen Kind aus. Oft sind sie auch genervt und froh, wenn der holde Nachwuchs außer Sichtweite ist. Alternativ bestaunen sie jede Leistung des Kindes durch die rosarot verklärte Elternbrille. Sei es Hauen, Treten, Kratzen, Spucken… Der Nachwuchs macht alles toll und vor allem richtig.

Arschlochkinder und Arschlocheltern Blogartikel

Die Eltern machen Pause, das Kind schlägt um sich

Ich habe einige von euch Arschlochfamilien getroffen. Im Spielbereich des Restaurants, in dem eine 3-Jährige zu meiner damals 18 Monate alten Tochter hingelaufen ist und ihr ohne zu zögern mit der Faust auf den Kopf schlug. Während ich noch dachte, dass ich mir das eingebildet hätte, holte sie schon erneut aus. Ich flog zu meiner Tochter und riss das Arschlochkind weg. Das fing prompt an zu flennen – klar, ich wich ihren Schlägen ja auch Matrix-mäßig aus. Ich erwartete, dass ihre Eltern sich auch blicken lassen würden. Die kamen aber erst etwa 30 Minuten später. Ihre Tochter hatte in der Zwischenzeit noch auf weitere Kinder eingedroschen und die große Schwester hatte vergeblich versucht sie zu bremsen.

Als ich die Eltern dann wutbebend (wie fühlt ihr euch, wenn auf euer Baby eingeschlagen wird??) darauf ansprach, sie sollten ihr prügelndes Kind gefälligst im Auge behalten  (das “Arschloch-” konnte ich mir gerade noch verkneifen), stellte sich heraus, dass ihre Tochter das “öfter macht, seit sie im Kindergarten ist und dort die Kleinste ist”. Hallo?? Die Arschlocheltern wissen davon und beaufsichtigen ihr Kind nicht? Das übrigens auch in Anwesenheit ihres Arschlochvaters ausholte, um einem vorbeigehenden Kind auf die Beine zu schlagen und dann auch ihm selbst eine Ohrfeige verpasste. Tja, bei letzterem hatte sie wenigstens den Richtigen erwischt.

Mutter erholt sich, Kind prügelt

Auch im Kindergarten gibt es das eine Arschlochkind, das alle drangsaliert, bei dem die Erzieher die Augen verdrehen und das schon nach kürzester Anwesenheit seine Aggressivität offenbart. Ich behielt ihn im Auge, sah, wie er schubste und drängelte. Und dann erst meiner Großen ein Bein stellte und schließlich zielstrebig auf meine ebenfalls gerade laufen könnende Marie zulief. Auch hier Wutgebrüll, als ich beim Ausholen seinen Arm erwischte. Seine anwesende Mutter kümmerte sich nicht darum.

Auch einen zweiten Versuch, Marie zu hauen, verhinderte ich. Und nahm ihm später ein Spielzeug weg, das er wiederum einem anderen Kind abgenommen hatte. Brüllend verlangte er sein Spielzeug zurück und, zugegebenermaßen etwas unsanft, hinderte ich ihn daran. Dieses Mal wurde seine Arschlochmutter dann doch aufmerksam, die in der anderen Ecke der Halle angeregt plauderte, und eilte zu ihrem auf dem Boden liegenden und zickenden Arschlochsohn.

Ein Arschlochkind zu Besuch

Sogar bei uns zu Besuch waren solche Eltern schon. Freunde, deren Kind in den ersten 5 Minuten meine damals 3-Jährige schubste, an den Haaren zog, ihr Spielzeug wegnahm, sie anbrüllte und sie 2 Mal schlug, bis meine Tochter quasi zitternd an mir hing. Seine Mutter, ganz Bio und antiautoritär, war entsetzt, als ich Hanna beiseite nahm und sagte, sie solle zurück hauen. Sie müsse sich nicht hauen lassen, wenn das andere Kind nicht aufhört. Und was sagte die Arschlochmutter? “Also SO darf man das ja nicht sagen. Man darf nicht hauen.” Klar, das darf nur das eigene Arschlochkind, das natürlich nicht mal schief angeguckt oder ermahnt wurde, obwohl er sich nur Zentimeter von uns aufführte wie Rambo. Ich war froh, als sie gingen. Seitdem haben wir sie nicht mehr privat eingeladen.

Es kann auch mal blöd laufen

Oder die Mutter, die überzeugt war, ihr 2-jähriger Sohn brauche keine Hilfe an der Rutsche. Das könne er allein. Mir juckte es in den Fingern, weil ich meine gleichaltrige Tochter nicht alleine auf den nach allen Seiten offenen Turm klettern ließ. Als ich noch überlegte, ob ich trotzdem hingehen soll, fiel er auch schon rücklings hinunter. Ich war 1 Meter weg, als er auf dem Boden aufschlug. Wie durch ein Wunder passierte nichts…

Meine Tochter hätte sich nicht auf ihren Schutzengel verlassen müssen, weil ich dort gewesen wäre. Ganz egal, ob die anderen Eltern gerade das witzigste und interessanteste Thema ever gehabt hätten. Mamasein ist mein Job, und ich setze das Leben meiner Kinder sicher nicht wegen eines lustigen Gesprächs oder Faulheit aufs Spiel.

Ignorieren Arschlocheltern ihre Kinder bewusst?

Auch in einem Biergarten mit angrenzendem Spielebereich verstecken sich Arschlocheltern. Ich sage bewusst “verstecken”, denn als ihre Kinder sich in Gefahr brachten, waren sie nicht da. Es waren große aufblasbare Rutschbahnen aufgestellt und etwa 1 Meter nebendran Hüpfburgen, die oben offen waren. Ich sah, wie zwei 8-jährige Jungen Anlauf nahmen und von der 2-3 Meter hohen Rutsche in die Hüpfburg hinein sprangen.

Nichts passierte, niemand schimpfte, keiner kümmerte sich. Aber soll ich nebendran stehen und warten, bis ein Unfall passiert, nur weil die armen Kinder Arschlocheltern haben, die lieber saufen, als mal nach ihren Kindern zu gucken? — Haltet mich für übergriffig, aber ich bin zu den Jungen hingegangen und habe ihnen erklärt, wie gefährlich das ist. Dass sie herunterfallen können, dass ich Angst habe um sie, dass ich als eine der wenigen Erwachsenen auf dem Spielplatz nicht die Verantwortung übernehmen möchte, falls etwas passiert. Und siehe da, sie hörten auf. Sie fanden mich sicher doof, aber immerhin haben sie sich nicht verletzt.

Oder gerade erst auf der Gartenparty, auf dem ein Baby wackelig neben einem Gartenteich lief, ohne dass irgendjemand aufpasste. Da war sogar mein chilliger Mann auf den Beinen, als es von einem Hund umgerannt wurde (der selbstverständlich nicht weggesperrt war). Was denken sich manche Eltern eigentlich… Vermutlich sind das auch die ersten, die bei der kleinsten Schramme, die ihre Kinder im Kindergarten abbekommen, auf die Barrikaden gehen.

Also aufgepasst, ihr “normalen” Eltern. Passt ein bisschen auf, wenn ihr unterwegs seid. Denn nicht zu allen Arschlocheltern gehört zwangsläufig auch ein Arschlochkind. Gerade jetzt, wenn das Wetter schöner wird, kriechen sie aus ihren Löchern, schubsen den Nachwuchs nach draußen und kümmern sich einen feuchten Dreck darum, was mit den Kindern passiert. Bitte gehört nicht dazu! Achtet auf eure Kinder und werft auch mal einen Blick auf fremde Kinder, wenn sich sonst niemand kümmert. Denkt nicht, “es wird schon nichts passieren”. Gerade Kinder von ignoranten Eltern wissen nicht, was sie tun, weil es ihnen offenbar keiner beigebracht hat.

Was wäre mit meiner Kleinen passiert, wenn ich sie damals im Restaurant nicht im Auge gehabt hätte? Ich mag gar nicht darüber nachdenken. Arschlochkinder gibt es überall. Und Arschlocheltern erst Recht. Ich mag sie nicht. Denn sie machen mich zu einem Zwischending aus Löwenmama und helikopternder Glucke.

Arschlocheltern und Arschlochkinder

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