Liebe Erzieherinnen und Erzieher,

wir Eltern wissen, welch großartige Arbeit ihr jeden Tag vollbringt. Wir sind zwar auch ein bisschen neidisch, weil ihr den ganzen Tag mit unseren Kindern verbringt, aber andererseits beneiden wir euch auch nicht. Weil ihr den ganzen Tag mit unseren Kindern verbringt. Schließlich wissen wir am besten, wie entzückend, allerliebst, süß, zum Knutschen, aber auch wie fordernd, anstrengend, wissbegierig, knatschig, schlecht gelaunt und miesepetrig sie sein können. Und dann habt ihr ja nicht nur unsere Engel, sondern auch noch (Achtung Ironie) die Kinder der anderen Familien (Ironie aus).

Einigen wir uns darauf: An guten Tagen ist euer Job ganz schön toll, an anderen dafür ziemlich Nerven aufreibend.

Aber ist das nicht bei uns allen so? Haben wir nicht alle den Job gewählt, der unseren Interessen entspricht, der uns liegt und der uns bestenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gehen lässt?

Der Punkt ist doch, dass wir alle unser Schicksal selbst in der Hand haben. Wir informieren uns vorher, welche Berufe für uns in Frage kommen. Und wir wissen vorher, was wir etwa verdienen werden. So auch ich. Und trotzdem ist die Mehrheit von uns sicherlich unzufrieden – sei es mit gewissen Arbeitsbedingungen oder mit dem Gehalt.  Wer würde schon von sich behaupten, dass er für seine Arbeit angemessen oder sogar überbezahlt wird?

Streik in den KitasWohl dem, der dann einen Beruf erwählt hat, in dem gestreikt werden darf. In dem das von der Macht “Verdi” sogar angeordnet wird. Ich spreche bewusst von Macht, denn natürlich strahlt es in alle Berufszweige aus, wenn der Nachwuchs nicht gut untergebracht ist. 93,44% der Verdi-Mitglieder haben für einen unbefristeten Streik gestimmt. Auf einmal ist guter Rat teuer, denn der für viele Familien ohnehin schon straff durchgeplante Alltag klappt auf einmal nicht mehr.

Da müssen Vereinbarungen mit dem Chef getroffen werden, kinderlose Arbeitnehmer schauen Eltern schief an, die in hektischen Zeiten unbezahlten Urlaub nehmen müssen oder von zu Hause aus arbeiten. Glücklich schätzen kann sich, wer einen verständnisvollen Chef hat. Wenn die Firma Eltern-Kind-Büros eingerichtet hat oder sogar erlaubt, die Kinder mit in die Firma zu bringen.

Schon jetzt finden Kinderlose arbeitende Mütter suboptimal. Das habe ich schon am eigenen Leibe bemerkt. Die Probleme in nächster Zeit werden sie in ihrer Meinung sicher noch bestärken. Mit Sicherheit kommt es in einigen Firmen über die Arbeitsverteilung zu Konflikten. Werden Mütter schief angeschaut. Wird hinter ihrem Rücken gelästert.

Denkt auch jemand an mich? Schließlich bin ICH es, die in der kommenden Woche einer 2-Jährigen erklären darf, warum ihre Schwester in den (nicht streikenden kirchlichen) Kindergarten gehen darf, währen in ihrem städtischen gestreikt wird? Wenn die Kleine mit hochrotem Kopf losbrüllt und sich für lange Zeit nicht beruhigen lassen wird? Und nein, ich übertreibe nicht. Ist schließlich nicht der erste Kita-Streik dieses Jahr.

Kita-Streik – was können die Eltern tun?

Ich möchte an die Eltern appellieren, die gezahlten Gebühren für die Schließzeiten zurückzufordern. Einen Musterbrief findet ihr bei juramama (siehe unten). Bei Verdi könnt ihr eine E-Card an eure zuständigen Gemeindevertreter richten. Einfach PLZ eingeben, Gemeinde auswählen und Standardbrief versenden. Der Blog juramama weist darauf hin, dass die Kommunen das Gehalt der Erzieher während der Streiktage einbehalten, den Eltern die Kindergartengebühren jedoch nicht automatisch zurückzahlen. Im besten Fall machen die Kommunen durch Streiks also auch noch Plus. Unter obigem Link erfahrt ihr, was ihr beachten müsst. Auch ich werde mir jetzt die Satzung zur Hand nehmen und mal nachschauen, ob das Thema Streik erwähnt wird, und dann das Schreiben entsprechend aufsetzen.

Und ich möchte nochmal unterstreichen: Ich wünschte, ich könnte auch einfach auf die Straße gehen und auch für mehr Gehalt streiken. Denn irgendwie sind wir doch alle unterbezahlt. Aber gerade im Bereich der Kindergärten muss das doch anders gehen. Es geht hier um Kinder, verdammt! Ich würde euch Erziehern auch fünfstellige Monatsgehälter gönnen, das ist es nicht. Schließlich liegt es auch ein Stück weit an euch, wenn die Kinder nicht verkorkst sind, sondern fröhlich in den Kindergarten gehen. Das Gefühl, dass es den Kindern bei euch gut geht, ist nicht in Gold aufzuwiegen.

Aber die Mittel und Methoden, die momentan gewählt werden – die finde ich beschissen.