Eine gute Freundin ist nun Neumama! Endlich sind die Mädels in der Mehrheit – die kleine süße Lilli hat aus Mann und Frau eine Familie gemacht, die vermutlich jetzt schon dem Tag entgegen hibbeln, an dem die Kleine zum ersten Mal “Mama” oder “Papa” sagt. Ich habe mir Gedanken über die erste Zeit mit Kind gemacht. Wie war das eigentlich bei uns? Was hat mich damals geprägt – gerade beim ersten Kind?

Angst, das übermächtige Gefühl nach der Entbindung

Ein bis dahin wenig beachteter Charakterzug trat auf einmal mit voller Wucht in den Vordergrund: die Angst. Ich hatte Angst mit dem Kind im Auto, Angst allein zu Hause mit dem Kind, Angst, wenn das Kind schlief.

Letzteres prägte mich irgendwie besonders. Ich hatte in der Schwangerschaft viele Ratgeber gelesen und hatte versucht, mich auf die Schwangerschaft vorzubereiten. Aber es war quasi unmöglich, sich vorzubereiten auf ein Thema, mit dem ich bis dahin noch gar keine Berührungspunkte hatte: die Angst vor dem plötzlichen Kindstod. Es heißt, dass der Kindstod in den ersten Lebenswochen des Babys auftritt. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Das ist kein Gedanke, mit dem frisch gebackene Mamas gut schlafen können.

“Lebt das Baby noch?”

Mamazde schlafendes Baby

Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft ich nachts oder während des Mittagsschlafs nachgeschaut habe, ob Hanna noch lebt. Es war schon fast eine Besessenheit. Ich musste mich über sie beugen und auf ihren Atem lauschen. Wenn sie gar zu ruhig schlief, stupste ich sie auch mal an, bis ich eine Reaktion von ihr hatte, sie schnaufte oder sich auf die andere Seite drehte. Sogar PapaZ war irgendwann so kirre, dass auch er mitmachte. Er ließ es dann aber wieder, nachdem er sie einmal versehentlich weckte und Hanna sich für eine ganze Weile nicht mehr beruhigen ließ. *grins*

Ganz und gar verboten war es, das Kind im eigenen Bett schlafen zu lassen. Wenn die Köpfe eng beieinander liegen, atmet das Baby nur das ausgeatmete Kohlenmonoxid des Erwachsenen aus und stirbt. Man könnte nachts im Schlaf auf das Kind rollen und es erdrücken. Die Decke könnte verrutschen und so auf dem Kind liegen bleiben, dass es ersticken könnte. Schlafen durfte das Baby sowieso nur im Schlafsack – eine Decke war ein No-Go. Schlafen auf dem Bauch? Bloß nicht. Das Kind musste nachts gedreht werden. Mehrmals. So auch Hanna, die genau wie ihre Mama ausschließlich auf dem Bauch schlafen konnte.

Ommmmm…

Schließlich wurde das zum Problem, da Hanna bei meinen nächtlichen “Angriffen” immer öfter wach wurde, brüllte und nur schlecht wieder einschlafen konnte. Ich musste wohl oder übel anfangen, in den (Über-)Lebenswillen meines Kindes zu vertrauen und nicht mehr ständig zu prüfen, ob sie noch lebt. Vielleicht setzte auch einfach mein normaler Menschenverstand ein.

Aber das war ein langwieriger Prozess, und meine Kleine musste sich die nächtlichen Stupser eine ganze Weile gefallen lassen.

Liebe Lilli, ich hoffe, dass deine Eltern dich schlafen lassen und nicht so durchdrehen wie ich in meiner ersten Zeit als Mutter. Du schaffst das bestimmt, dir deine Eltern so hinzubiegen, wie du sie haben möchtest!

Ach ja

Mit diesem Artikel möchte ich die Gefahr des plötzlichen Kindstods nicht verharmlosen. Die Gefahr besteht. Ich kenne eine betroffene Familie. Aber ob es nun wahrscheinlicher ist, einen Autounfall zu haben, sich einen Finger abzuschneiden oder an einer anderen Krankheit zu sterben, kann ich euch nicht sagen. Vielleicht ist diese verdrängte Angst von damals aber immer noch der Grund dafür, dass ich mich immer etwas unbehaglich fühle, wenn eines meiner Kinder bei mir schläft. Niemals würde mir einfallen, beim Schlafen meinen Kopf in dieselbe Richtung zu drehen wie das Kind.

Vielleicht ist diese innere Unruhe auch der eigentliche Grund dafür, warum ich das so genannte Familienbett nicht mag.